Das Service-Management ist dabei sich grundlegend zu verändern. Ein Motor dieser Revolution: Chatbots. Als digitale Business-Assistenten werden sie künftig die Interaktion mit Systemen im Unternehmen erheblich vereinfachen.
Waren Chatbots 2016 in aller Munde und wurden als DAS neue Marketing-Tool angepriesen, ist es dieses Jahr gefühlt ruhiger um die neue Wunderwaffe geworden.
"85 % aller Kundenanfragen werden bis 2020 von Chatbots geklärt werden – das sagt Gartner in einer aktuellen Studie voraus."
Aber woran liegt das? Und was können wir in Zukunft von den automatisierten Helfern erwarten?
Was sind Chatbots?
Chatbots sind Programme, die anhand von Texterkennung reagieren. Damit simulieren sie ein Gespräch mit dem User, erfüllen einfache Aufgaben oder liefern Informationen.
Obwohl es Chatbots schon früher gab, erlebten sie 2016 ihren zweiten Frühling, als Facebook seine Messenger Plattform für die Entwicklung von Bots öffnete.
Die Präsentation, die Facebook damals ablieferte, war schon beeindruckend. In den Demo-Vides war zu sehen, wie einfach per Messenger Schuhe gekauft werden können, Blumen mit individuellem Grusstext verschickt werden oder Nachrichten individuell nach Themengebiet abonniert werden können.
Das beflügelte natürlich die Fantasien der Marketingabteilungen rund um den Globus. Der Messenger würde das Kundencenter ersetzen, man könne 24/7 mit dem Kunden interagieren und Werbung individuell zugeschnitten auf den einzelnen Kunden präsentieren.
Nachteile der digitalisierten Kommunikation
Was ist schief gelaufen? Wo sind die automatisierten Shoppinghelfer heute?
Nun, wir wurden seither überschwemmt mit verschiedenen Bots. Eine Sammlung verschiedener Bots kannst du z.B. bei botlist.co finden. Das Problem ist nur, die meisten Chatbots sind alles andere als intelligent oder hilfreich. Die Entwicklung von Chatbots ist dank Anbietern wie Chatfuel und Dexter zwar recht einfach geworden, die Qualität der Bots hat darunter allerdings gelitten.
„Besser keinen Chatbot, als einen dummen Chatbot“
Somit lassen sich zwei grundlegende Problemfelder bei Chatbots identifizieren:
1. (künstliche) Intelligenz
Viele der Chatbots, die heute im Umlauf sind besitzen keine künstliche Intelligenz. Sie agieren auf einem simplen Set Regeln oder einer grundlegenden Texterkennung. Das ist problematisch, weil wir dank Siri, Google oder Amazon Alexa schon weitaus intelligentere und nützlichere Alltagshelfer gewohnt sind.
Dadurch empfinden wir die Interaktion mit einem „simplen“ Chatbot in etwa so frustrierend wie die automatische Telefonhotline, die unsere Kundennummer nicht erkennt.
KMU's und Unternehmen mit begrenztem Budget stehen also vor der Herausforderung die Bots kontinuierlich weiterzuentwickeln, sodass sie einen Mehrwert für den Kunden bieten können. Aber auch grosse Konzerne, die ihre Bots mit lernenden Algorithmen ausstatten, sind nicht gefeit vor Rückschlägen. Ein bekanntes Beispiel ist der Microsoft Bot „Tay“ gewesen. User haben den Bot gezielt mit rassistischen und beleidigenden Kommentaren gefüttert, die der Bot antizipierte und weiterverbreitete.
2. Sinnhaftigkeit
Es gibt Chatbots die können das Wetter ansagen oder einem Nachrichteninhalte präsentieren. Das ist weder neu, noch brauche ich einen Bot dafür. Die meisten von uns haben bereits Apps für die Wettervorhersage oder den favorisierten Nachrichtenkanal installiert. Hier bekommen wir schon heute mittels Push-Nachricht unsere Informationen. Wieso sollte ich also einen Bot hierfür verwenden? Zu viele Unternehmen machen sich vorab einfach zu wenig Gedanken darüber, welchen Mehrwert der Chatbot liefern soll.
Vorteile von Chatbots
Allen Umständen zum Trotz bieten Chatbots ein enormes Potential als neuer Marketingkanal. Immerhin nutzen alleine in Deutschland ca. 50 Millionen Menschen den Facebook Messenger und/oder WhatsApp. Damit ist nicht nur die Reichweite gegeben, sondern auch die Erreichbarkeit. Im Gegensatz zum Kundendienst ist der Bot rund um die Uhr verfügbar.
Der Bot kann dadurch z.B. den Service entlasten, indem er die häufig gestellten Fragen (FAQs) beantworten kann.
Sinnvoll ist auch der Einsatz von Bots, die vordefinierte Antwortmöglichkeiten liefern. Hierüber kann dann die komplette Website- oder Online-Shop-Struktur über den Messenger abgebildet werden. Diese Nutzungsmöglichkeit kann zu einer komplett neuen Art des Einkaufserlebnisses werden.
Besonders spannend wird es, wenn der Chatbot für clever durchdachte Marketing-Kampagnen genutzt wird. Ein tolles Beispiel lieferte hier Unilever ab, die einen Bot entwickelten, der den Kindern spielend anhand von kleinen Cartoon-Videos das Zähneputzen näherbrachte. Die animierten Stories konnten sogar mit den Vornamen der Kinder leicht personalisiert werden.
Wo geht die Reise hin?
Zugegeben, Chatbots stehen noch ganz am Anfang ihrer Entwicklung. Doch schon heute lässt sich erahnen, was die Zukunft der Bots für uns bereit hält.
Mit den Fortschritten bei selbstlernenden Algorithmen und höherer Performance beim Data- und Text-Mining (Texterkennung), werden die Chatbots zunehmend intelligenter und damit nützlicher werden.
Durch die gerade aufkommenden Smart-Home Lösungen wie Amazon Echo oder Google Home, werden Chatbots nicht mehr nur über Messenger-Plattformen erreichbar sein, sondern im Alltag tatsächlich mit uns sprechen. Dabei werden wir vielleicht gar nicht mehr merken, wenn Amazon Echo oder Google Home auf einen externen Bot zugreift.
Dennoch wird es noch eine lange Zeit dauern, bis die Bots so intelligent und nützlich werden, dass man ihnen die Kommunikation mit den Kunden gänzlich überlassen kann. Aus diesem Grund sollte es bei jedem Bot immer die Möglichkeit geben zu einem richtigen Mitarbeiter zu wechseln. Ein gutes Beispiel hierfür ist z.B. der Chatbot von Tommy Hilfilger, der schon heute diese Möglichkeit anbietet.